Berlin bietet im Sommer zahlreiche Möglichkeiten, die Stadt zu entdecken. Natürlich auch für Menschen im Rollstuhl – aber nicht immer ist leicht in Erfahrung zu bringen, was barrierefrei zugänglich ist und was nicht. Ob Freiluftkino, Festival, Schiffstour oder botanischer Garten: Viele Freizeitangebote bauen ihre Barrieren inzwischen ab. Wir stellen neun rollstuhlgerechte Aktivitäten vor und geben praktische Tipps für einen entspannten, inklusiven Sommer. So wird Berlin für alle ein Stück weit zugänglicher und erlebbarer.

Berliner Wasserwege: Diese Fahrten sind barrierefrei

Gemütlich mit dem Schiff um die Museumsinsel kreiseln, während einem eine freundliche Stimme historische Fakten ins Ohr säuselt. Tourist:innen am Ufer zuwinken. Muss man mal gemacht haben!

Auf Berlin.de findet sich eine Übersicht über vier barrierefreie Schiffstouren, die derzeit angeboten werden:

  • Tour von Tegel nach Mitte und zurück
  • Berliner Highlights im Solarkatamaran
  • Brückenfahrt
  • Dampferfahrt über die Havel nach Brandenburg

Im Einzelnen lohnt es sich, nachzulesen, wie genau die barrierefreie Ausstattung der Schiffe gestaltet ist und wo man mit Mobilitätshilfen am besten einsteigt. Die Stern- und Kreisschifffahrt, die die Fahrten anbietet, hat Informationen zu ihren Schiffen und Anlegern auf ihrer Website zusammengestellt.

Wer ganz sicher sein will, ob bei der Wunschfahrt das passende Schiff eingesetzt wird, kann sich auch direkt beim Veranstalter melden – telefonisch unter +49 30 53 63 60 0 oder per E-Mail an info@sternundkreis.de.

Filmvergnügen im Freien – im Freiluftkino Kreuzberg

Einen Film auf großer Leinwand genießen – erst im Licht des Sonnenuntergangs, dann unter Berlins spärlichem Sternenhimmel: Das gehört zum Sommer in der Hauptstadt! Mit über einem Dutzend Freiluftkinos ist Berlin bestens ausgestattet, fast jeder Bezirk bietet mindestens eines.

Was die Barrierefreiheit angeht, unterscheiden sich die Spielstätten jedoch deutlich: Manche Kinos sind nur über Wiesen oder Schotterwege erreichbar, andere haben Stufen – wieder andere bieten ebenerdige Flächen, auf denen Liegestühle flexibel gestellt oder entfernt werden können.

Unser Tipp: das Freiluftkino Kreuzberg. Die weitläufige Grasfläche vor der Leinwand ist stufenlos zugänglich, und das Personal hilft gerne bei der Platzwahl. Es gibt eine rollstuhlgerechte Toilette sowie eine Induktionsschleife für Menschen mit Hörgerät. Besucher:innen mit einem „B“ im Schwerbehindertenausweis erhalten zwar keine kostenlose Begleitkarte, aber immerhin ermäßigte Tickets (5€) – für sich selbst und eine Begleitperson.

Gezeigt werden wie gewohnt Klassiker und neue Filme, meist im Original mit Untertiteln – zum Beispiel: Mickey 17, Berlin Calling, The Big Lebowski und viele mehr.

Lustwandeln zwischen Kakteen und Alpenveilchen – im Botanischen Garten

Der Spaziergang durch den Berliner Botanischen Garten ist eine kleine Weltreise: Üppige Tropenhäuser, duftende Kräuterterrassen und stille Waldpfade entführen in ferne Klimazonen. Zwischen alten Baumriesen, zarten Alpenblumen und bizarren Kakteen entfaltet sich ein Mosaik pflanzlicher Vielfalt.

Die Außenflächen und Gewächshäuser des Botanischen Gartens sind weitgehend ebenerdig oder über Aufzüge zugänglich. Zudem kann man sich auf der Website detailliert über den barrierearmen Besuch informieren. Hier findet sich auch ein Lageplan, auf dem neben rollstuhlgerechten Toiletten auch genau eingezeichnet ist, welche Wege gut befahrbar sind und welche nicht.

Aktuell wird übrigens der Aufzug der S-Bahn-Station Botanischer Garten repariert. Daher empfiehlt sich die Anreise mit dem Bus. Die X83 hält direkt vor dem Museum.

Mit der Seilbahn ins üppige Grün: Gärten der Welt

Auch die Gärten der Welt in Berlin-Marzahn laden zum sommerlichen Lustwandeln ein. Der 43 Hektar große Park beherbergt 11 Themengärten, die verschiedene Stile und Kulturen zeigen, zum Beispiel einen japanischen Garten, ein Labyrinth und einen italienischen Renaissancegarten.

Detaillierte Infos zur Barrierefreiheit einschließlich Lageplan finden sich auf der Website der Gärten der Welt. Empfohlen wird der Rundweg „Barrierefreie Weltreise“, der auf breiten und flachen Strecken durch die Gärten führt. Auch die Spielplätze des Parks können teilweise befahren werden. Ausgewiesene Begleitpersonen haben freien Eintritt in die Gärten.

Besonderes Highlight: Gelange hoch über dem sommerlichen Grün in die Gärten der Welt – mit Berlins einziger Seilbahn! Die Bahn ist mit Gondeln für Rollstühle – auch Elektrorollstühle – ausgestattet. Details zur Breite der Türen und zur Ausstattung der Stationen finden sich bei Reisen für alle.

Vorhang auf an der Spree: das Monbijou Theater

Ein hölzernes Amphitheater im Park – und das rollstuhlgerecht? Dass das geht, zeigen die Betreiber:innen des Monbijou Theaters in Berlin. Es liegt am Ufer der Spree, gleich neben der Museumsinsel im Monbijoupark.

Dieses Jahr sind Don Juan und Bürger Edelmann im Spielplan der Theatercompanie des Hauses. Aber es finden auch viele andere Veranstaltungen im Monbijou Theater statt, beispielsweise Flamenco- und Comedyshows.

Das Theater bietet einen breiten, stufenlosen Zugang, barrierefreie Toiletten und Plätze, auch für Elektrorollstühle. Begleitpersonen haben freien Eintritt. Wer vorher Bescheid sagt, wird durch das Personal gerne persönlich in Empfang genommen. Für sein inklusives Konzept wurde das Monbijou Theater mit dem Signet „Berlin barrierefrei“ ausgezeichnet.

Akrobatik trifft Avantgarde: das Berlin Circus Festival auf dem Tempelhofer Feld

Zeitgenössischer Zirkus verbindet klassische Zirkustechniken wie Akrobatik oder Jonglage mit Elementen aus Theater, Tanz, Musik und Performancekunst. Dabei stehen nicht Sensationen oder gar Tiervorstellungen im Vordergrund, sondern künstlerischer Ausdruck, Erzählungen und oft auch gesellschaftliche Themen.

Das größte Festival für zeitgenössischen Zirkus findet hier in der Hauptstadt statt: auf dem Tempelhofer Feld. Zum elften Mal findet es dieses Jahr statt und bietet in zwei Zelten und auf einer Open-Air-Bühne vier bis fünf internationale Performances täglich – vom 30. Juli bis 11. August.

Das Festival sieht sich selbst als „Ort für Respekt, Toleranz und Vielfalt“, heißt es auf seiner Website. In diesem Sinne widmet es sich auch dem Thema Barrierefreiheit: Es stellt ausführliche Informationen zu den Gegebenheiten vor Ort bereit und lässt sich beim Abbau der Barrieren auch von externen Expert:innen beraten. In Kürze:

  • Rollstuhlplätze sind vorhanden und es gibt Unterstützung vor Ort
  • Menschen mit Behinderungen erhalten ermäßigten und Begleitpersonen freien Eintritt
  • Barrierefreie Toiletten sind vorhanden
  • Informationen zu Lärm und Licht finden sich jeweils bei den Shows

Außerdem ist ein Awareness-Team vor Ort ansprechbar, wenn man sich belästigt oder unwohl fühlt.

Große Klänge unter freiem Himmel: die Waldbühne

Wenn’s etwas größer sein soll: Die Berliner Philharmoniker, Robbie Williams, das West-Eastern Divan Orchestra und sogar Scooter gibt es dieses Jahr auf der Waldbühne in Westend. Im Amphitheater mitten im Grünen bietet bis zu 22.290 Zuschauer:innen Platz

Auch mit Rollstuhl und anderen Mobilitätshilfen ist der Konzertbesuch möglich: Es gibt insgesamt 12 Rollstuhlplätze mit guter Sicht im Oberrang – allerdings sollte man sich etwas beeilen, da sie oft schnell vergeben sind. Die Tickets werden nicht über die Waldbühne selbst verkauft, sondern durch die jeweiligen Anbieter:innen.

Barrierefreie Toiletten sind vorhanden und es gibt einen separaten Eingang rechts neben dem Haupteingang – so lässt sich langes Anstehen vermeiden. Detaillierte Hinweise zu den Gegebenheiten in der Waldbühne finden sich bei Reisen für alle.

Wandern mit Weitblick – auf dem rollstuhlgerechten Abschnitt des Havelhöhenwegs

Wandern über Wald- und Uferwege – das ist nicht überall mit dem Rollstuhl möglich. Am Havelhöhenweg nahe Wannsee ist daher ein 4 km langer Abschnitt barrierefrei gestaltet worden.

Der Weg beginnt etwa 500 km von der S-Bahn-Station Nikolassee entfernt (vorher Aufzug checken) und führt an malerischen Aussichten auf die Insel Schwanenwerder vorbei bis zum „Großen Fenster“, einer Havelbucht mit Sandstrand.

Details zu Anfahrt, Breite und Steigung der Wegstrecken finden sich bei Reisen für alle.

Urbane Wildnis in Schöneberg: der Naturpark Südgelände

Zwischen alten Bahngleisen erstreckt sich auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof heute ein wild gewachsenes Naturareal mit Spuren aus der Zeit der Dampflokomotiven – der Naturpark Südgelände. Nachdem der Bahnhof 1952 endgültig außer Betrieb genommen wurde, begann die Natur, sich das Gelände allmählich zurückzuerobern.

Ohne menschliches Zutun entstanden hier im Laufe der Jahre ein dichter, ursprünglicher Wald und artenreiche Trockenrasenflächen. Diese einzigartige Mischung bietet Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, die andernorts kaum noch vorkommen. Aufgrund seiner ökologischen Bedeutung wurde der Großteil des Parks 1999 unter Landschafts- und Naturschutz gestellt.

Das Gelände verfügt über rollstuhlgerechte Toiletten und ist über zwei barrierefreie Rundwege erschlossen. Ein Bodenleitsystem für blinde Menschen ist in Planung.

Fazit – im Berliner Sommer ist vieles barrierefrei machbar – aber immer noch zu wenig

Noch lange nicht alles lässt sich in Berlin mit Rollstuhl bewältigen – so weit, so inklusiv ist die Stadt noch lange nicht. Bei vielen Open-Air-Veranstaltungen, Parks oder Freiluftkinos müssen oft Stufen, Schotterwege oder matschige Wiesen überwunden werden.

In den Sommerbädern gibt es zwar zunehmend barrierefreie Umkleiden – Infos dazu jeweils bei den Berliner Bädern. Einen Wasserlift aber, mit dem man vom Rollstuhl ins Wasser gelangt, bietet aktuell nur das Sommerbad Wuhlheide.

Ein weiteres Hindernis: die Anfahrt. Wie wir an anderer Stelle berichtet haben, ist die Nutzung der BVG für Menschen mit Behinderungen nicht immer einfach oder verlässlich.

Positiv ist aber, dass immer mehr Einrichtungen in Berlin auf ihren Internetseiten transparent machen, welche Aspekte der Barrierefreiheit bei ihnen genau berücksichtigt werden. Die Richtung stimmt also: Immer mehr barrierefreie Angebote und bessere Information machen Lust auf einen inklusiven Sommer – und zeigen, dass Berlin Vielfalt ernst nimmt.

Lust auf noch mehr Ideen? Hier findest Du Sie.

  • https://berlin.travelable.info/ – umfangreiche Infos zur Barrierefreiheit in Berlin, sortiert nach Kategorien wie Anreise, Unterkunft, Sehenswürdigkeiten, Gastronomie und Notfallhilfe
  • https://www.barrierefrei.berlin/ – zentrale Plattform mit aktuellen Informationen, Tipps und Erfahrungsberichten rund um barrierefreies Leben, Freizeit und Kultur in Berlin.
  • https://www.berlin.de/sehenswuerdigkeiten/barrierefrei/ – offizielles Verzeichnis barrierefreier Sehenswürdigkeiten des Landes Berlin – mit praktischen Hinweisen zu Zugänglichkeit und Service vor Ort
  • https://www.reisen-fuer-alle.de/ – geprüfte und zertifizierte barrierefreie Angebote für ganz Deutschland, auch für Berlin – jeweils mit detaillierten Informationen zu Zugänglichkeit und Ausstattung

Bilder: Shutterstock