Was bedeutet echte Barrierefreiheit in queeren Projekten – und wer hat überhaupt Zugang zu ihnen? Das Inklusive Queere Zentrum in Berlin-Neukölln berät Organisationen, überprüft Räume und sensibilisiert für Ableismus. Im Interview mit Maria Milbert sprechen Steph Streit und Ariane Bürkner über finanzielle Hürden, sichtbare und unsichtbare Barrieren – und warum queere Selbstorganisation ein wichtiger Motor für Inklusion ist. Der Artikel zeigt, wie vielfältig die Herausforderungen sind und warum echte Teilhabe mehr als nur gute Absichten erfordert.

Das Inklusive Queere Zentrum (IQZ)
Das IQZ ist ein Raum für behinderte und andere von Ableismus betroffene Queers. Als Fachstelle für LSBTIQ+ und Inklusion unterstützt es beim Erkennen und Abbauen von Barrieren. Im letzten Beitrag auf Berl[in]klsuiv ging es um die Peer-to-Peer-Angebote des Zentrums und um Diskriminierungserfahrungen ableismusbetroffener Queers. Hier kannst Du das IQZ direkt kontaktieren.
Alltägliche Barrieren – und wie queere Räume sie (noch nicht) mitdenken
Maria Milbert: Welche Barrieren begegnen euch immer wieder, wenn es um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung, chronischen Erkrankungen oder Krisenerfahrungen in queeren Räumen geht?
Steph Streit: Es gibt unglaublich viele Varianten von Ableismus, Barrieren und Betroffenheit. An Veranstaltungsorten fehlt vielleicht eine hellere Lampe oder ein Aufzug, ein taktiles Bodenleitsystem oder auch eine gute Beschilderung auf einer angemessenen Höhe. Manchmal mangelt es auch einfach an Rückzugsräumen, wenn es zum Beispiel zu laut ist. Es kann auch um den Zugang zum öffentlichen Verkehrsnetz mit Aufzug gehen, um Bordsteine und Entfernungen.
Maria Milbert: Diese Barrieren sind insgesamt in der Gesellschaft, in unserem Umfeld vorhanden. Ist es dann eure Arbeit, auf Organisationen der queeren Szene zuzugehen und dafür zu sensibilisieren?
Steph Streit: Ja, erst einmal sind es dieselben Barrieren, die gesamtgesellschaftlich überall vorhanden sind. Wenn die BVG einen Fahrstuhl nicht repariert, dann gilt das für alle, die ihn nutzen wollen, und für jeden Ort, den man damit besuchen möchte. Ich glaube, alle Barrieren zu beseitigen, ist fast utopisch.
Aber wir wollen queere Projekte zumindest für Barrierearmut sensibilisieren und dazu ermutigen, auch auf der eigenen Internetseite über Folgendes zu informieren: Wo sind beim Besuch unserer Projekträume Barrieren? Welche barrierearmen Angebote können die jeweiligen Organisationen schon abdecken? Antworten auf diese und ähnliche Fragen sollten auf der eigenen Organisations- oder Projekt-Webseite mit erwähnt werden.
Maria Milbert: Welche weniger sichtbaren oder strukturellen Hürden spielen ebenfalls eine Rolle?
Steph Streit: Auch das Thema Finanzen ist eine Barriere. Einerseits betrifft es die Gelder oder die Förderung, die Organisationen und Projekten meist zeitlich begrenzt zur Verfügung stehen. Queere Projekte erhalten oft eine sehr prekäre und unsichere Finanzierung. Andererseits ist grundsätzlich das Einkommen von ableismusbetroffenen Menschen auch ein relevantes Thema.
Wenn ich in einer auf Leistung getrimmten Gesellschaft nicht so leistungsfähig bin, wird es schwer, überhaupt einen Job zu erhalten – und dann auch noch einen, den ich schaffe. Entsprechend unsicher ist dann die persönliche finanzielle Lage. Menschen, die von Ableismus betroffen sind, haben oft ein sehr niedriges Einkommen. Und wie steht es um reale Teilhabe, wenn ein tolles und barrierearm gestaltetes Kulturfest einen Eintrittspreis von 20 oder 30 € pro Ticket hat, das sich Menschen mit geringem Einkommen nur schlecht leisten können? Es braucht also noch zusätzlich Soli-Tickets oder besondere Eintrittspreispolitiken. All diese Dinge sollten mitbedacht werden, weil sie sehr stark zusammenhängen.
Barrierechecks mit Aha-Effekt: was Organisationen (noch nicht) sehen
Maria Milbert: Was genau passiert bei einem Barrierecheck – und was überrascht die Projekte am meisten?
Ariane Bürkner: In den Barrierechecks lernen wir die Projekte und Angebote vor Ort kennen. Wir sensibilisieren, wir unterstützen. Für den ersten Barrierecheck nehmen wir uns ungefähr drei Stunden Zeit. Ein Teil ist die Selbstauskunft des Projektes anhand eines Fragenkatalogs aus unserem Vorgängerprojekt, den wir noch überarbeitet haben. Wo ist die nächste U-Bahn-Station? Wie sind wir erreichbar? Zusätzlich schauen wir uns vor Ort alles an, messen aus, kommen ins Gespräch.
Da gibt es meist auch schon erste Aha-Effekte. Was sind denn alles überhaupt Barrieren? Barrierefreiheit ist ein Idealzustand, der nicht so leicht zu erreichen ist. Beim Barriere-Check geht es uns aber um die Frage: Wie kann man diesen Zustand auch schrittweise erreichen?
Allein die Beschreibung des Ist-Zustandes auf der eigenen Website hilft, in der Barrierefreiheit besser zu werden. Man gibt Menschen, die darauf angewiesen sind, die Möglichkeit, selber zu entscheiden, ob sie es mit den vorhandenen Barrieren aufnehmen können. Beschreibt euren Ist-Zustand! Informiert darüber! Das sind erste wichtige Schritte zur Barrierefreiheit.

Maria Milbert: Gibt es typische Stolpersteine, auf die ihr immer wieder stoßt – vielleicht auch unerwartete?
Ariane Bürkner: Es sind oft gefühlte Kleinigkeiten, die in Projekten oft vorkommen, wie zu helles, gleißendes oder zu dunkles Licht oder ein bisschen Unordnung. Papierstapel hier, Plakatstapel dort. Hier sensibilisieren wir zum Beispiel dafür, was das mit einem reizüberfluteten Menschen macht. Es kann bereits Barrierereduktion sein, einen Vorhang vor die Rumpelecke zu hängen oder eine Lampe umzustellen. Das sind für mich schöne Momente der Barrierechecks, denn der erste Gedanke der Projekte ist immer: Kommt hier ein Rollstuhl rein? Ist unser Bad rollstuhlgerecht?
Steph Streit: Genau, das ist typisch. Viele haben bei Barrierefreiheit den Rollstuhl im Sinn und damit ein großes, barrierefreies Badezimmer oder Handläufe in den Räumen. Sie denken oft noch nicht an kognitive oder reizüberflutete Menschen, an Sehbeeinträchtigungen, an eine andere oder gar keine Wahrnehmung akustischer Signale. Wenn ich einen Raum mit viel Echo habe, kann das zum Beispiel sehr störend für jemanden sein, der schlecht hört.
Zwischen Sichtbarkeit und Sprache: Kommunikation inklusiver gestalten
Maria Milbert: Wie wichtig ist barrierearme Kommunikation – und worauf achtet ihr hier besonders?
Steph Streit: Es geht beispielsweise um die Gestaltung von Internetseiten. Die ist ja oft die erste Kommunikation nach außen. Einerseits gibt es visuelle Aspekte – also Dinge, die Menschen mitunter sehen können: Gibt es auf meiner Webseite quietschend-knallige, flackernde Bilder? Wenn ja und wenn ich nicht darauf verzichten kann, gibt es dann zumindest noch eine weitere, weniger reizüberflutete Web-Version?
Dann die Sprache: Auch wir verwenden teilweise noch Begriffe, die nicht so leicht verständlich sind. Dabei kann schon das Verwenden einfacher Sprache hilfreich sein. Es braucht nicht immer gleich eine professionelle Übersetzung in Leichte Sprache. Einfache Sprache kann erst einmal ausreichen, denn auch sie verwendet bereits kurze Sätze und viele Verben.
Maria Milbert: Könnt ihr von einem queeren Projekt erzählen, das barrierefreie Teilhabe sehr gut ermöglicht hat?
Steph Streit: Im Februar gab es den Winter-CSD, bei dem die BVG einen Inklusionsbus bereitgestellt hat. Es war einerseits im Vorfeld spannend, wie dieser umgesetzt wird. Denn auch aus unseren Gruppenangeboten gab es eine starke Nachfrage und gleichzeitig auch viele Fragen: Was bedeutet das genau? Wo steht der Bus? Wo fährt er los? Wird der Bus vor oder neben dem Demo-Zug fahren? Wo hält er? Wie und wo kann man zu- und aussteigen? Wie viele Plätze sind für Rollstühle vorhanden? Der Startpunkt des CSD wurde in der Nähe des U-Bahnhofs „Bundestag“ angekündigt, man wusste aber nicht, ob dieser U-Bahnhof-Eingang dann zum CSD offen oder geschlossen sein wird. Oft werden ja Zugänge zu U- oder S-Bahnen geschlossen, wenn Demonstrationen sehr groß sind. Für Menschen mit Rollator oder Geheinschränkungen wäre der Weg zur nächsten Haltestelle zu weit gewesen, daher waren solche Fragen zum genauen Standort und seinen weiteren Haltepunkten wichtig. Diese Infos waren aber auf der Internetseite des Winter-CSD nirgends zu finden.
Wir haben daher die BVG kontaktiert und am Ende telefonisch erreicht. Für taube Menschen wäre das wiederum eine Barriere, denn auf unsere E-Mails erhielten wir leider keine Antwort. So konnten wir bereits vor dem CSD einige Informationen einholen und weitergeben.
Alles hatten die Menschen vom CSD-Orgateam also noch nicht auf dem Schirm. Es ist immer viel learning by doing. Ich habe auch mit der für den Inklusionsbus verantwortlichen Person vor Ort gesprochen und ihr diese Erfahrungen direkt rückgemeldet, um dieses wichtige Angebot zu optimieren. Das ist ein Beispiel für ein queeres Projekt, welches Teilhabe schon auf dem Schirm hatte, bei dem wir aber noch mit unseren Erfahrungen ergänzen können. Grundsätzlich fanden wir es wichtig, richtig, gut und spannend, dass und wie Mobilität durch diesen Inklusionsbus mitgedacht wird.
Ressourcen und Realität: warum Barrierefreiheit oft schwer umzusetzen ist
Maria Milbert: Queere Projekte haben oft nur begrenzte finanzielle Ressourcen. Wie wirkt sich das auf die praktischen Herausforderungen der Barrierefreiheit aus?
Steph Streit: Ja, die queere Community existiert unter prekären Bedingungen. Sie muss um viel kämpfen. Das ist eine sehr relevante Problematik. Zum Beispiel das Thema Räume in Berlin: Fast alle Projekte, Initiativen und Organisationen sind glücklich, wenn sie überhaupt Räume finden. Oft ist das dann ein denkmalgeschützter Altbau: Selbst zum Erdgeschoss gibt es Stufen und es fehlt eine barrierefreie Toilette oder entsprechende Umbaumöglichkeit. Man kann dann nicht einfach sagen: Ach so, dann ziehen wir eben in einen barrierefreien Neubau um. Wenn ich einer deutschen Bank oder einem großen Konzern sage: „Ihr solltet mal für Barrierefreiheit sorgen“, haben die ganz andere Ressourcen, um das umzusetzen. Aber die Projekte haben meist nur sehr wenig Geld und bekommen in Berlin oft nur eine Jahres- oder zeitlich befristete Finanzierung. Hier sind es wirklich andere Grundlagen, auf denen aufbauend wir fragen müssen, wie Barrieren abgebaut werden können.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Maria Milbert: Worum geht es neben räumlichen Bedingungen noch?
Steph Streit: Auch die Gebärdensprachdolmetschung ist mit einem hohen Kostenaufwand verbunden. Wir selbst bemühen uns sehr, bei allen Angeboten, die explizit Safer Spaces für von Ableismus betroffene Queers sind, eine Übersetzung in Deutsche Gebärdensprache (DGS) anzubieten. Aber wenn wir zum Beispiel eine Beratung für queere Projekte durchführen, dann sind wir selber auch noch nicht so weit, dafür Geld zur Verfügung zu haben.
Außerdem gibt es im Verhältnis zum Bedarf gar nicht genug Gebärdensprachübersetzende in Deutschland. Wir müssen Aktivitäten weit im Voraus planen und sofort bei Übersetzenden anfragen – und trotzdem passiert es, dass wir niemanden finden. Vor allem braucht es mehr queersensible Übersetzende, auch hier gibt es eine Schnittstelle. So wie wir in unserer gesprochenen Sprache zum Beispiel einen oder das Gerundium wie bei „Studierenden“ benutzen, ist das auch für die Übersetzung in Gebärdensprache relevant.

Maria Milbert: Das heißt, es geht neben finanziellen oft auch um zeitliche Ressourcen, zum Beispiel bei Gebärdensprachdolmetschenden. Gibt es noch weitere Herausforderungen, die mit der Zeit und Auslastung der Projekte zu tun haben?
Steph Streit: Ja, es kann zum Beispiel eine Herausforderung sein, bei Veranstaltungen eine Ansprechperson für Barrierefreiheit bereitzuhalten. Es klingt so einfach, jedes Projekt hat Menschen. Trotzdem arbeiten sie oft unter schweren Bedingungen und am Rande der Belastbarkeit. Dann braucht es zusätzliche Ressourcen, wenn etwa jemand fragt: Wie komme ich zu euch hin? Kann ich da von einer Person abgeholt werden? Wo ist der Ruheraum? Ich brauche gerade Unterstützung bei XY – wer kann mir da helfen? Die Belastung darf nie eine Begründung sein, es nicht zu tun, aber ich glaube, es ist sehr erschwerend, unter den gegebenen finanziellen und personellen Bedingungen Barrierefreiheit umzusetzen.
Was braucht es für echte Inklusion – auf allen Seiten?
Maria Milbert: Jetzt mal umgekehrt gedacht: Welche Herausforderungen seht ihr innerhalb der Behindertencommunity und in der Inklusionsbewegung für queere Menschen?
Ariane Bürkner: Mein Eindruck ist: Je institutionalisierter ein Raum ist, desto heteronormativer ist er auch geprägt. Desto mehr repräsentiert er einen gesamtgesellschaftlichen Rahmen, der in vielerlei Hinsicht nach wie vor heteronormativ ist.
Und andersherum, also in Bezug auf weniger institutionalisierte Räume, gab es immer eine große Nähe zwischen der queeren und der Crip-Bewegung. Beide kommen aus der Selbstorganisation. Da sind, glaube ich, andere Perspektiven, andere Akzeptanzen möglich. Je kleiner und selbst gemachter etwas ist, desto mehr kommen dort Menschen zusammen, die aus eigener Betroffenheit in diesem Bereich arbeiten und Vorwissen mitbringen.
Maria Milbert: Das heißt, es gibt viel Potenzial in selbstorganisierten Strukturen, und viel zu tun in institutionalisierten?
Steph Streit: Genau. Da gibt es eine Ambivalenz zwischen dem Institutionalisierten, also eher trägernäheren Strukturen, und diesem wirklich Selbstorganisierten, Selbstbestimmten. Ich denke zum Beispiel auch an verschiedene Gremien in Berlin, wie das Berliner Behindertenparlament. Unsere* Kollegi Hilkje Kempka und Personen aus unseren Gruppenangeboten sind teilweise dabei und machen sich für eine queere Perspektive innerhalb dieses Parlaments stark, die oft bisher noch gar nicht mitgedacht wird. Es sollte immer auch eine Arbeitsgruppe oder einen Arbeitskreis innerhalb des jeweiligen Gremiums geben, um queere Themen einzubringen.
Institutionen auf dem langsamen Weg zum Bewusstsein für Sexualität, sexuelle Orientierung und Gender
Maria Milbert: Erlebt Ihr bei institutionellen Strukturen auch Veränderungen? Und was braucht es, damit diese Veränderungen nachhaltig werden?
Steph Streit: Vielleicht gibt es in den Institutionen in den letzten sechs Jahren ein langsames Umdenken. Ich weiß, dass stückweise mehr gewagt wird, das Thema Sexualität auf den Tisch zu bringen. Wir hatten ja im Dezember letzten Jahres unseren Fachtag zum Thema Sexualität, Ableismus und Queerness. Ich erlebe, dass es bei verschiedenen Wohnangeboten zumindest Workshoptage zum Thema Sexualität gibt, die es vorher lange Zeit nicht gab.
Maria Milbert: Es geht also darum, innerhalb der Projekte erst einmal ein Bewusstsein zu haben für Sexualität, sexuelle Orientierung und Gender.
Steph Streit: Ja, und Privatsphäre. Allein in stationären Wohnformen wurde lange Zeit die Privatsphäre von Menschen nicht akzeptiert. So etwas Banales wie Anklopfen, bevor Assistenzen reinkommen, oder einfach für sich allein sein können. Bis 2020 habe ich in Thüringen gearbeitet und noch bis 2017, 2018 haben Menschen von solchen Dingen erzählt – oder auch davon, dass sie fast keinen Zugang zum Internet hatten. Das schließt ja auch den Zugang zur digitalen Außenwelt und von Datingseiten und -apps aus, von Möglichkeiten, überhaupt jemanden außerhalb der eigenen Bubble kennenzulernen.
Mehr Sicherheit, größerer Impact: die mögliche Zukunft des IQZ
Maria Milbert: Ihr habt eine klare Vision für Euer Projekt. Aber wie soll es sich noch entwickeln? Welche auch politischen Veränderungen sind nötig, um Inklusion und Barriereabbau in der queeren Community langfristig zu sichern?
Steph Streit: Wir haben aktuell leider zum Beispiel noch Stufen und müssen immer wieder bedenken, dass uns nicht jede Person unserer Zielgruppen aufsuchen kann – unsere Räume sind leider nicht für alle zugänglich. Deswegen suchen wir nach anderen Räumlichkeiten. Richtig wichtig ist aber vor allem eine sichere Finanzierung.
Maria Milbert: Im Moment habt ihr eine Projektfinanzierung für jeweils ein Jahr?
Steph Streit: Genau. Es muss möglich sein, dass es nicht mehr dieses Von-Jahr-zu-Jahr-Hangeln gibt und dieses Schlottern bei jedem Regierungswechsel.
Und ich wünsche mir, dass die Wichtigkeit gesehen wird. Es gibt die UN-Behindertenrechtskonvention seit über fünfzehn Jahren. Sie besagt, dass Menschen mit Behinderung uneingeschränkte Teilhabe ermöglicht wird – in allen Lebensbereichen. Das ist nicht nur als „nice to have“ zu sehen, sondern eine Verpflichtung, auch für Deutschland.
Maria Milbert: Was wollt ihr zusätzlich zu den jetzigen Angeboten noch entwickeln?
Ariane Bürkner: Wir wollen Organisationen aus der queeren Community gezielter und langfristiger zu Barriereabbau beraten. Auch wenn der finanzielle Rahmen eines Projekts eng ist: Welche Möglichkeiten gibt es, Fördermittel für Barrierenabbau zu erhalten? Diese Prozesse müssen auch mit Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung begleitet werden.
Außerdem wäre es sinnvoll, die Gremienarbeit zu vertiefen. Da müssen wir dranbleiben – für den politischen Impact, den wir haben wollen.
Maria Milbert: Und um die Reichweite zu erhöhen?
Steph Streit: Ja. Und es soll kein Gegeneinanderausspielen von Denkmalschutz versus Barriereabbau geben, sondern beides kann gleichberechtigt existieren. Das muss auch politisch unterstützt werden.
Ariane Bürkner: Genau, zum Beispiel sollte der räumliche Barrierenabbau gar nicht an irgendwelchen jahresprojektgeförderten Trägern hängen. Das müsste bei den Vermietungsgesellschaften liegen. Statt teilweise sogar einen Rückbau zu fordern, sollten sie zum Abbau von Barrieren was dazugeben. Das wäre so eine große Vision.
Maria Milbert: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Eure weitere Arbeit!

Bilder: Inklusives Queeres Zentrum